Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010

25 an der Historie des Karnevals interessierte Mitglieder und Gäste der Senioren-Union, Hürth machten sich auf den Weg zum Maarweg 134 in Köln-Braunsfeld,Besuch im Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010 - Bild 1 um an einem zweisprachigen (deutsch und kölsch) Schnupperkurs durch die Geschichte des Karnevals, Fastelovend, Fasteleer, Fastnacht oder Faschings teilzunehmen. Mit „Alaaf“ wurden wir begrüßt und erfuhren auch dessen Bedeutung: Es lebe! Hoch!

Die in Köln übliche Bezeichnung Karneval (früher Carneval) leitet sich aus dem Italienischen (lat.) carne vale ab, was bedeutet „Fleisch, lebe wohl“ denn gleich danach beginnt die Fastenzeit. Auch die anderen Bezeichnungen weisen auf den letzten Abend vor der 40 Tage dauernden Zeit hin, die an die karge Zeit von Jesus in der Wüste erinnern soll. In Bayern scheint die Bedeutung des Trinkens größer, also „letzter Ausschank vor dem Fasten“. Karneval hat somit einen kirchlichen Hintergrund.

Besuch im Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010 - Bild 7Vor dem Museum „begrüßten“ uns  zwei große Lappenclowns auf Sockeln, wie man vom echten Zugweg kennt. Auch die Eingangshalle ist realistisch gestaltet: rechts Kulissen einer Häuserzeile, links eine „Britz“ (um die dahinter liegenden gedachten Schaufensterscheiben vor den anfliegenden Wurfgeschossen zu schützen!). Über den „Zugweg“ betraten wir die eigentlichen Ausstellungsräume, Besuch im Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010 - Bild 3vorbei an einem kostbaren Meißener Lappenclown und zahlreichen historischen Postkarten mit karnevalistischen Motiven.

Dank unseres Führers wurden wir von der Antike – rituelle Feste und Kulte wussten bereits die Bewohner des römischen Köln zu feiern – über das Mittelalter, die Barockzeit,  Franzosenzeit, Kaiserzeit in die Neuzeit des Karnevals geführt.

Besuch im Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010 - Bild 5Der Kölner Karneval ist ein straff geführtes Kölner „Unternehmen“, nichts wird dem Zufall überlassen. Die Dreigestirne werden „gecastet“, bekommen Unterricht über rechte Ausdrucksweise und müssen gut betucht sein. In einer Session werden bis zu 470 Auftritte erwartet, davon ein Drittel im Sitzungskarneval oder bei öffentlichen Auftritten und zwei Drittel in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Kinderhospizen  und privaten Veranstaltungen. Die 5. Jahreszeit ist auch für den Stadtsäckel von Köln eine erfreuliche Einnahmequelle.

Das Festkomitee des Kölner Karnevals wurde am 11.11.1823 gegründet. Rund 160 Vereine und Gesellschaften gehören dazu. Die ersten Umzüge waren auf den Neumarkt beschränkt, wovon historische Bilder Zeugnis geben. Später war der Neumarkt sowohl Start als auch Ziel. Beim Rosenmontagszug gibt es eine straffe Ordnung, welche Gesellschaft wo gehen darf und in welchen Farben sie auftreten darf. Die Blauen Funken führen den Zug an, seit sie sich in einem Jahr, bei dem sie nicht zugelassen waren, überfallartig an die Spitze des Zuges gesetzt hatten. Hier zeigt sich deutlich die kölsche Toleranz!

Besuch im Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010 - Bild 2

Kamelle wurden erst seit 1860 geworfen, nachdem Stollwerck sie in Verpackung herstellte.

Der Bauer (Seine Deftigkeit) gilt als Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit der Stadt, er trägt die Schlüssel zur Stadt. Da Frauen in früheren Zeiten des Karnevals nicht „geduldet“ waren, wurde und wird die Jungfrau (Ihre Lieblichkeit) von einem Mann Besuch im Kölner Karnevalsmuseum am 21.1.2010 - Bild 6dargestellt. Nur in der Nazizeit 1938 und 1939 gab es eine „echte“ Prinzessin. Man höre und staune: Erst 1989 bekamen auch Frauen in den Karnevalsgesellschaften Stimmrecht. Der Prinz trägt den Federschmuck in den Kölner Farben rot-weiß. Er vertritt die Stadt mit seinen Machtinsignien.

Viele Dokumente – wie die Original-Liedhefte von Willi Ostermann und Karl Berbuer, Orden über Orden, die ersten handgefertigt, Porzellanfiguren der Commedia dell’Arte, Kostüme und nicht zuletzt das Goldene Buch des Festkomitees (in vergoldetem Silber mit 700 Edelsteinen besetzt, 11 kg schwer) zieren die Ausstellung. Ein zweiter, privater Besuch würde sich zur Vertiefung des Gesehenen durchaus lohnen.

Friedrich Knäpper