Acht Tonnen in acht Minuten spuckt der Geysir aus, ehe er wieder in sich zusammenfällt, Kraft bzw. Wasser sammelt, um alle zwei Stunden dieses Schauspiel zu veranstalten.
Aber mal der Reihe nach: Zu einem Tagesausflug nach Andernach trafen sich am 20. Mai 22 Mitglieder der SU, Hürth und wurden nicht enttäuscht. Das Wetter wurde hoch sommerlich, die Stimmung entsprechend erwartungsvoll. Der Busfahrer wurde beauftragt die „schöne Strecke“ zu fahren, also über die B9 am Rhein entlang. Frau Metternich hatte diese Fahrt perfekt organisiert, alles per Brief und Telefon. Ein besonderer Dank wurde ihr für diese Leistung ausgesprochen.
Trotz des starken Verkehrs schafften wir die vereinbarten 10 Uhr, um in Andernach unsere Stadtführerin aufzunehmen. Wir erfuhren viel über die Stadtgeschichte – vor ca. 2000 Jahren von den Römern, die 500 Jahre blieben, als Antonacos gegründet – und über die geologische Geschichte des Neuwieder Beckens: Vor 11.000 Jahren hatte es durch Vulkanausbrüche in der Eifel „Bimssteine geregnet“, die Schicht war ca. 6 m dick und wurde später für die dort lebenden Menschen zum Verkaufs- und Exportschlager. Bims und Basalt und auch Holz aus Andernach wurde mit „Kapitalflößen“ nach Dordrecht/NL zur Versendung per Schiff verbracht. In Schottland, Marokko und Syrien wurden z. B. Mühlsteine aus Andernacher Basalt gefunden.
Die Rundfahrt mit unserem Bus führte uns erst an die Stadtgrenze bei Bad Breisig und Namedy Dort unterhält Prinzessin Heide von Hohenzollern „Schloss Burg Namedy“ ein Wasserschloss, die 2. gute Stube von Andernach. Die kulturellen Veranstaltungen werden von internationalen Gästen besucht.
Der alte Kran am früheren Hafen von Andernach war bis 1911 in Betrieb, im modernen Hafen, der zweitgrößte in Rheinland-Pfalz, werden ca. 3,1 Mio. Tonnen p. a. umgeschlagen. Zwei Großbetriebe tragen mit dazu bei, die Fa. Rasselstein (Metall) und Fa. Finzelberg (Pharma).
Seit 2008 nennt sich Andernach die „essbare grüne Stadt“. Eine Idee des Bürgermeisters wurde umgesetzt und von den 30.000 Einwohnern respektiert und genutzt: Auf öffentlichen Plätzen, vor allem an der Churcölnischen Burg (erbaut vom Kölner Erzbischof Rainer von Dassel) und an der gut erhaltenen Stadtmauer werden Obst, Gemüse, Wein, u. a. Mandelbäume, Tomaten und Papayas angepflanzt. Die Bevölkerung darf mit pflegen und ernten. Vandalismus ist kein Thema.
Unsere Stadtführerin wusste auch einige Legenden zu erzählen, so wurde z.B. der Bienenstich in Andernach erfunden. Zwei Bäckerjungen vertrieben mit von der Burgmauer geworfenen Bienenstöcken Angreifer, die in der Stadt Feuer legen wollten, um zu plündern.
Tatsache ist aber, dass die Wiege der Bundeswehr 1955 in Andernach stand und der „Sender Andernach“ noch heute in Betrieb ist.
Der spätromanischen „Mariendom“ hat Ähnlichkeiten mit der Klosterkirche von Maria-Laach. Derselbe Baumeister war am Werk! Bei der Besichtigung ließ unsere Stadtführerin Fotos aus dem alten Andernach rundgehen und brachte uns ihre Stadt näher. Sie verabschiedete sich in der Nähe der Ausgrabungsstätte. Seit sechs Jahren wird gegraben, dabei Reste römischer Villen und des alten Hafens sowie Münzen gefunden.
Das Mittagessen im Hotel „Rheinkrone“ war eine willkommene Erholungszeit nach den interessanten Ausführungen. Danach lernten wir im nahen Geysir-Erlebniszentrum die Entstehungsgeschichte des Andernacher Geysir kennen. Pro Jahr werden hier rund 100 Tausend Besucher durch geschleust. Mit dem Aufzug fuhren wir in eine vorgegaukelte Tiefe von 4000 m, wo die Voraussetzungen für die Entstehung eines Geysirs erklärt wurden. Es zischte, brodelte und es wurde simuliert, wir säßen von CO2 umperlt mitten
im Geschehen.
Endlich fuhren wir mit dem Bötchen in 15 Minuten zur Namedyer Werth und erwarteten pünktlich um 15 Uhr den Ausbruch des Geysirs. Er ist mit einer Höhe von 60 m der größte Kaltwasser-Geysir der Welt. Aus 250-300 m Tiefe spritzt er etwa 8000 l Wasser in 8 Minuten in die Höhe ehe er wieder in sich zusammen fällt und langsam ausbrodelt. Das Wasser schmeckt leicht salzig, die Umgebung ist durch seinen Mineralgehalt bräunlich-grün gefärbt.
Am Abend wird der Geysir „abgeschaltet“ indem eine Platte über seine Austrittsöffnung geschoben wird. Das Besondere an diesem Geysir ist, das das „Treibmittel“ CO2 überall im Erdreich vorhanden ist und keinen Druck aufbaut. Erst wenn genügend angereichertes Wasser zur Verfügung steht und der Verschluss offen ist, wird er aktiv.
Der Ausflug klang bei herrlichem Sommerwetter in der Altstadt aus, bei Kaffee und Kuchen oder bei privaten Erkundungsgängen. Pünktliche Abfahrt war um 18 Uhr. Ein schöner Tag!
Friedrich Knäpper