Papenburg – Bremerhaven – Wilhelmshaven – Bremen und Worpswede
Unter der bewährten Leitung von Herrn Richard Blömer, (Senioren-Union der CDU, Köln)
und Frau Gisela Manderla (MdB und Frauen-Union der CDU, Köln) machten sich Mitglieder dieser beiden Gruppen und zusätzlich der Senioren-Union, Hürth auf den Weg zur „Sondergruppenreise Norddeutschland“.
Herr Kaiser, unser Busfahrer der Fa. Breuer, Düren lenkte den 34er Bus sicher von Hürth über Köln in Richtung Norden. Von der Autobahn 31 und auf der ganzen Route hatten wir das Gefühl, in der Umgebung mehr Windräder als Bäume zu sehen. Herr Blömer stammt aus Vechta und erzählte von der armen Gegend in früheren Zeiten, wo die Menschen vom Torfabbau lebten.
Die erste Station sollte die Meyerwerft in Papenburg sein. Vorher gab’s aber noch im „Wirtshaus am Zeitspeicher“ in Papenburg ein reichhaltiges kaltes und warmes „Maritimes Buffet“. Dieses Wirtshaus liegt direkt an der historischen Alten Werft. Ein Kran ist das sichtbare Überbleibsel der Anfänge der berühmten Schiffswerft, die 1795 gegründet wurde und jetzt in 7. Generation als Familienunternehmen von Bernhard Meyer geführt wird..
Dank des Pioniergeistes der Meyers wurden bereits ab 1872 Eisenschiffe gebaut. Ein Schiff von 1913, die „Graf Goetzen“ erlangte besondere Berühmtheit: Es wurde in einzelnen großen Kisten nach Ostafrika zur Hafenstadt Daressalam geschickt. Von da ging es dann auf dem Landweg quer durch Ostafrika bis zum Tanganjika See, wo es von Papenburger Werftarbeitern wieder zusammengebaut wurde. Zusammen mit Katherine Hepburn und Humphrey Bogart spielt die „Graf Goetzen“ eine wichtige Rolle als Kanonenboot in dem Film „African Queen“. Wer kennt diesen Film nicht?
Die Meyerwerft ist eine der größten der Welt, berühmt durch den Bau von Kreuzfahrtschiffen. Wir sahen die 326 m lange „Norwegian Joy“ im Hafenbecken am Ausrüstungskai und die „World Dream“ als halbfertiges Schiff in der Werfthalle. Besondere Techniken (Blockbauprinzip) und Termingenauigkeit füllen die Auftragsbücher. Für die nächsten sechs Jahre sind die ca. 3.300 Werftarbeiter und Ingenieure voll beschäftigt.
In der interessanten zweistündigen Führung durch Herrn Hildebrand sahen wir Filme in Zeitraffertechnik über den Bau eines Schiffes, erfuhren viel über die Geschichte der Werft und gingen durch nachgebaute Kabinen der diverser Kreuzfahrtschiffe von verschiedenen Reedereien, z.B. AIDA, MSC, Disney usw.
Der Tag endete nach der Weiterfahrt nach Bremerhaven (BHV) im modernen „Nordsee Hotel“ im Stadtzentrum.
Zu ziviler Zeit um 8:30 startete unser Bus am nächsten Morgen nach Wilhelmshaven (WHV). Auf dem Programm stand die Besichtigung der Marinebasis „Einsatzflottille 2“, des größten Marinestandortes der Bundeswehr („2“ steht für Nordsee, „1“ ist die Ostsee, diese Bezeichnung stammt noch aus „Kaisers Zeiten“). Unterwegs hatte uns Frau Manderla, die auch im Verteidigungsausschuss tätig ist, eine Überraschung avisiert. Wir waren gespannt.
Empfangen wurden wir von Obltd. zur See Frau Koch, die uns zum Kommandeur der Marinebasis Admiral Müller-Meinhard und Korvettenkapitän Giezelt begleitete. Letzterer stellte uns in seinem Vortrag die Basis vor, Geschichte, Auftrag, Ausbildung und Operationen.1853 erhielt Preußen am Jadebusen eine 334 Hektar große Fläche. 1858 beginnen die Arbeiten am Ausbau zu Werft und Hafen. Seit 1873 hat WHV Stadtrechte und ist, ebenso wie Kiel „Reichskriegshafen“.
1958 begann der Aufbau der Einsatzflottille 2 mit 5 Minensuchbooten der ehem. Kriegsmarine. In den folgenden Jahren entstand eine moderne Zerstörerflottille und Geleitboote der „Köln-Klasse“. Inzwischen sind die „Arbeitspferde der Marine“ Fregatten der Klasse F 123 und F 124, die neueste F 125. Die Fregatte „Köln“ liegt ausgemustert am Kai, die 4. dieses traditionsreichen Namens. Zwei Fregatten sind im Auslandseinsatz: Am Horn von Afrika zur Sicherung vor Piratenangriffen und vor der Küste Libanons zur Unterbindung von Waffenschmuggel. Die Mannschaften werden nach einigen Monaten getauscht, die Schiffe verbleiben im Operationsgebiet. Auch vor Libyen operiert unsere Marine.
WHV ist mit ca. 9000 Beschäftigten der größte BW-Stützpunkt. Per BW-Bus wurden wir – vorbei an den Brücken „Tirpitz“, „Gneisenau“ und „Graf Spee“ – durch das riesige Gelände gefahren und waren beeindruckt von bisherigen und angekündigten Baumaßnahmen. Die versprochene Überraschung war der Besuch und die Besichtigung der Fregatte „Bayern“. Fregattenkapitän Brüggemeier führte uns durch alle Decks und ließ keine Frage unbeantwortet. Mit Pfeifensignal wurden wir verabschiedetet.
Ein weiteres Highlight war das Mittagessen im ehrwürdigen Offizierskasino, einer alten Villa in der Stadt. Die meisten unserer Gruppe hatten sich für Rotbarschfilet entschieden. Köstlich!
Im Anschluss besuchten wir noch das Deutsche Marinemuseum, auch wieder mit markiger Führung. Im Inneren sahen wir Modelle bekannter Schiffe wie die „Bismarck“, See-Schlachtenbilder und Grafiken, im Außenbereich lagen ausgemusterte Schiffe, z.B. „U-10“ von 1961, der Zerstörer „Mölders“ (1968), ein Schnellboot und andere. Gegen 18 Uhr kamen wir mit vielen guten Eindrücken zurück in Bremerhaven. Für das Abendessen sorgte jeder selbst.
Nach reichhaltigem Frühstück am Samstag, dem 18. März trafen wir um halb zehn in Bremen ein. Unsere sympathische Stadtführerin Yvonne Frank erwartete unsere Busgesellschaft an der Böttcherstraße. Hier hatte Ludwig Roselius, Gründer der Firma Kaffee HAG – nach und nach alle Häuser aufgekauft. Sein erstes war Haus Nr. 6, das heutige Roselius-Haus und Museum, von 1588. Nach dem Krieg wurden alle Häuser der Böttcherstraße originalgetreu mit alten Ziegeln wieder aufgebaut.
Bei unserem weiteren Rundgang tauchte die Frage nach dem „Bremer Loch“ auf. Das Loch im Stadtsäckel war die meist vermuteteAntwort – aber dieses „Loch“ ist ein auf dem Rathausplatz mit aufwendigem Deckel eingelassener Behälter, der darauf giert, mit Münzen gefüttert zu werden („Doh wat rin in’t Bremer Loch“). Als Dank iaht der Esel oder bellt der Hund oder miaut die Katze oder kräht der Hahn. Die Bremer Stadtmusikanten lassen grüßen! Die standen – außer dem Original am Dom – mehrfach in den Straßen, bunt und lustig anzusehen. Rathaus, Roland und Dom dominieren den weitläufigen Platz, auf der anderen Seite die Baumwoll- und die Tabakbörse.
Im Schnoor waren wir natürlich auch, diesem Viertel mit den winzigen Gässchen. Das kleinste Haus hat auf drei Etagen gerade mal 41 qm, daneben das „Hochzeitshaus“, dass man für die Hochzeitsnacht mieten kann. Wir erfuhren auch, dass die berühmte Schokoladenfabrik Hachez 1890 gegründet wurde und der größte Arbeitgeber Mercedes ist. Dieser hatte bekanntlich die Firma Borgward 1971 übernommen. Nach der Führung gingen die Teilnehmer noch auf eigene Faust durch die Innenstadt. Einige trafen sich im „Kaffeehaus Classiko“ wieder…
Nach der Rückfahrt nach BHV war ein Besuch mit Führung im „Deutschen Auswanderer Haus“ angesetzt. Dieses Museum steht an historischem Standort, direkt im Neuen Hafen, gegenüber der Columbuskaje. Von hieraus brachen ab 1852 ca. 7,2 Mio. Auswanderer in die Neue Welt auf. Die meisten nach Nordamerika, aber auch nach Südamerika und Australien. Dieses Museum beeindruckte durch seine komplett der damaligen Zeit angepasste Gestaltung. Wir bekamen Eindrücke, wie es sich in der jeweils 3. Klasse auf der „Bremen“ (1858), der „Lahn“ (1887) und der „Columbus“ (1924) anfühlte. Diese 3 Schiffe gehörten dem Norddeutschen Lloyd. Falls wir ausgewanderte Familienangehörige hätten, könnten wir hier Familienforschung betreiben. Auch sind in diesem Museum spannende Familiengeschichten zu entdecken. Unsere Führerin ließ uns die Geschichten von mehreren Auswanderern, aber auch Rückkehrern nachspüren.
Den Abschluss in BHV bildete ein hervorragendes Abendessen auf der „Seute Deern“, einer Dreimastbark von 1919. Das Schiff wurde mehrmals umgebaut und dient seit 1966 als Restaurant der gehobenen Klasse. Der Laderaum, wo einst Fässer und Kisten, Holzstämme oder Säcke transportiert wurden, fasst 120 Personen. Das Ambiente lädt zum Wiederkommen ein…
Für Sonntag war die Rückreise mit Aufenthalt in Worpswede vorgesehen. Leider war es kalt (6°) und der Regen begleitete uns ohne Aussicht auf Besserung. In dem Künstlerdorf mit 4.000 Einwohnern erzählte uns unsere Führerin im Bus von der Geschichte des Dorfes – erstmals erwähnt 1218 im Kloster Osterholz – mitten im Teufelsmoor gelegen und deswegen im 30jährigen Krieg unbehelligt geblieben. Die höchste Erhebung ist mit 54,4 m der Weyerberg. Die arme Gegend lebte in den vorigen Jahrhunderten vom Torfverkauf nach Bremen. Die Künstlerkolonie entstand 1889 durch Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Heinrich Vogeler und anderen. Die berühmte Paula Modersohn-Becker starb 2007 mit nur 31 Jahren im Kindbett. Trotz des Dauerregens haben wir ihr Grab mit der eindrucksvollen Skulptur (sie und ihr Kind) besucht und waren anschließend in der Ev.-Luth. Zionskirche. Diese schlichte in blau-weiß gehaltene Kirche von 1757 ist mit einem seltenen Kanzelkorb (Kanzel über dem Altar) ausgestattet. Klara Westhoff und Paula Modersohn-Becker hatten die Kirche bildlich ausgestaltet. Zur Strafe wegen ungebührlichem Glockenläuten.
Auf der Fahrt nach Köln und Hürth wurde es zunehmend freundlicher, hier war der Frühling bereits bei 16° angekommen. Wir hatten interessante und ausgefüllte Tage. Ein herzlicher Dank geht nochmals an die Reiseleitung.
Text: Friedrich Knäpper, Bilder Kurt Schürmann, das große Bild PIZ Marine WHV